Promenadenrundgang

Promenadenrundgang

Die Altstadt Warendorfs präsentiert sich wie ein Schmuckstück, das malerisch von der Ems und der Promenade Warendorf umschlossen wird. Bis ins 18. Jahrhundert war die Stadt von Mauern, Wällen und vier Stadttoren geschützt. Heute zeigt sich die Altstadt offen und charmant – und doch führt jeder Weg hinein über die Ems oder entlang der Promenade, die den Verlauf der alten Stadtbefestigung nachzeichnet und als grüner Ring Geschichte und Gegenwart verbindet.

Die Promenade ist mehr als ein Spazierweg. Sie ist eine historische Entdeckungstour, die zum Rundgang durch Warendorf einlädt. Im Schatten der Bäume können Sie flanieren, verweilen oder auf einer Bank entspannen. Zahlreiche Infotafeln erzählen Wissenswertes und Anekdotisches über Gebäude, Persönlichkeiten und Ereignisse aus der Stadtgeschichte Warendorfs. So wird jeder Halt zu einem kleinen Einblick in die Vergangenheit.

Besonders praktisch: Jeder Abschnitt des Rundgangs steht für sich. Besucher können jederzeit einsteigen, ein Stück gehen, in der Altstadt Warendorf eine Pause einlegen und die Tour später fortsetzen. Ob kurzer Spaziergang oder ausgedehnte Erkundung – die Promenade bietet beides.

Unser Ziel ist es, Ihnen mit diesem historischen Rundgang vergnügliche Momente zu bereiten. Entdecken Sie Warendorf aus einer neuen Perspektive, lassen Sie sich vom besonderen Charme unserer Altstadt überraschen und genießen Sie Ihre ganz persönliche Entdeckungsreise.

Herzlich willkommen in Warendorf – und viel Freude beim Erkunden der Altstadt!



  • Das Emstor


    1773 wurde das mittelalterliche Stadttor am Emstor abgebrochen.
    Mit den Steinen der alten Befestigung errichtete der aus Tirol stammende Maurermeister Phister aus Warendorf nach Plänen des fürstlich-münsterschen Ingenieurs Major Boner in den 1790er Jahren neue Bogenbrücken über die Ems und ihre Überflutungsarme.
    Vor der zweiten Überführung wurde von Fuhrleuten Brückengeld erhoben, dessen Tarife am Torschreiberhaus angeschlagen waren.
    Die Brücke über den „Gelben Kolk“ wurde 1938 abgerissen, der Graben zugeschüttet.
    Nach der Sprengung der Emsbrücke in den letzten Kriegstagen entstand 1949/50 die heutige Steinbrücke.

  • Die Mühle und das Waschhaus


    Zum bis heute erhaltenen fürstbischöflichen Amts- und Mühlenhof (rotes Gebäude) gehörten einst mehrere Mühlen beiderseits der Ems.
    Die 1793 erbaute Mahlmühle am südlichen Ufer wurde mehrfach erweitert und umgebaut. Am nördlichen Ufer entstand 1923 ein Elektrizitätswerk, das 1975 dem Bau des Jugendzentrums wich.
    Dort befanden sich ursprünglich eine Öl- und Walkmühle sowie zeitweise ein Waschhaus.

  • Die Stadtmauer


    Bei der restaurierten Mauer handelt es sich um Reste der ehemaligen Stadtbefestigung.
    Nach dem Siebenjährigen Krieg (1756–1763) wurde die Stadtmauer schrittweise abgetragen. Zur Ems hin blieb das Sockelmauerwerk als Hochwasserschutz zunächst erhalten.
    Die unterschiedlichen Steinformate deuten auf zwei Bauphasen hin: Während das kleinformatige Mauerwerk aus dem Mittelalter stammt, gehörten die größeren Quadersteine zur Festungsanlage des 17. und 18. Jahrhunderts.

  • Der Stadtgraben


    Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war die Altstadt von Warendorf vollständig von Wasser umgeben.
    Der Stadtgraben wurde von der Ems gespeist. Wo heute eine Fußgängerbrücke über die Ems führt, lag einst der Mündungsbereich des Grabens.
    Bei Niedrigwasser versandete er häufig, bei Hochwasser schützten die Reste der alten Stadtmauer die dahinterliegenden Häuser vor Schäden.

  • Der Wilhelmsplatz


    Die Form des Platzes zeigt den Grundriss der barocken Schanze, die einst als Vorwerk der Verteidigung des Münstertores diente.
    1824 als Marktplatz angelegt, erhielt er den Namen Wilhelmsplatz zu Ehren von Preußenkönig Friedrich Wilhelm.
    Seit 1826 nutzte das Preußische Landgestüt die Fläche als Reitplatz, bis es 1888 an die Sassenberger Straße zog.
    Wo im 19. Jahrhundert Stallungen und eine Reithalle standen, befindet sich heute ein Bankgebäude.

  • Das „Münstertor“


    1773 wurde das mittelalterliche Torgebäude im Zuge der Schleifung der Stadtmauer am Münstertor abgebrochen. Die Steine verwendete man zum Bau der massiven Brücke.
    1823 bekam die Stadt die Torpfeiler der säkularisierten Abteikirche des Klosters Marienfeld geschenkt, die seitdem das Münstertor zieren.

    Aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen auch die flankierenden Torschreiberhäuser, von wo aus der Verkehr sowie die Ein- und Ausfuhr von Gütern kontrolliert werden konnten.

  • Vom „Langen Jammer“ zum „Theater am Wall“


    1950 entstand das „Theater am Wall“ als Lichtspielhaus mit Bühne und Orchestergraben. Es bietet bis heute Kinovorführungen, Theater- und Musikveranstaltungen.
    Für den Bau musste der „Lange Jammer“, ein langgezogenes Fachwerkhaus mit mehreren Wohneinheiten, weichen.
    In der Altstadt sind ähnliche Mietshäuser in veränderter Form erhalten. Hier lebten einst Tagelöhner, Zuarbeiter der Textilindustrie, Witwen und unverheiratete Frauen mit geringem Einkommen.

  • Die Christuskirche am Stadtgraben


    Eine leichte Vertiefung in der Promenade weist noch auf den ehemaligen Stadtgraben hin, der bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Altstadt umgab.
    Anfang des 20. Jahrhunderts war dieser Abschnitt teils noch mit Wasser gefüllt.
    1899 wurde die Christuskirche außerhalb der historischen Altstadt, direkt hinter dem Stadtgraben, errichtet.

  • Das „Freckenhorster Tor“


    Heute erinnert kaum noch etwas an den ehemaligen Stadtgraben und die steinerne Brücke, die Reisende aus Richtung Freckenhorst einst überqueren mussten.
    Wie an allen vier Stadttoren wurde hier in den 1820er Jahren ein Torschreiberhaus zur Kontrolle errichtet.
    1826 entstand neben dem Zollhaus ein zweistöckiges Gebäude, das trotz späterer Erweiterungen noch als preußisches Zeughaus mit leicht vorgezogenen Mittelrisaliten und Giebeldreieck erkennbar ist.

  • Wohnen am Bahnhof


    Mit dem Bau der ersten Bahnstrecke wurde der Stadtgraben im Bereich der heutigen Wallpromenade 1886/87 zugeschüttet.
    Nach Errichtung des Empfangsgebäudes entstand hier eine Straße, die erst in den 1930er Jahren mit dem Ausbau der Dammstraße (August-Wessing-Damm) entlastet wurde.
    1901 wurde der neue Bahnhof errichtet.
    Die verbreiterte Straße machte den Promenadenabschnitt zunehmend schmaler. Erhaltenswert ist die geschlossene Bebauung aus der Zeit vor 1910.

  • Das Martin-Luther-Haus  


    Das Martin-Luther-Haus diente als evangelisches Pfarrhaus, Schule und Gemeindehaus. Die evangelische Gemeinde entstand 1828 nach preußischer Übernahme Münsters. Erste Gottesdienste fanden in der Marienfelder Kapelle in der Nachbarschaft des Franziskaner-Klosters statt. Durch königliche Unterstützung wurde 1864 das Pfarr- und Schulhaus errichtet.

    Der Bau folgt preußischen Architekturvorgaben: eine schlichte Schulseite und eine verzierte Pfarrhausseite mit neugotischen Elementen. Es zählt zu den ältesten evangelischen Gebäuden im Münsterland und ist ein bedeutendes Denkmal evangelischer Kirchengeschichte in Warendorf.


  • Das „Osttor“


    Am „Osttor“ betraten Reisende aus Paderborn kommend die Stadt Warendorf.
    Ein Torschreiber kontrollierte ihre Ladung und erhob je nach Tarif Akzise (Zölle).
    In dem kleinen Torschreiberhaus ist die Wohnung mit Dienststube eines Torschreibers wieder in die Zeit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts versetzt worden. Im Dachgeschoss befindet sich eine Ausstellung zum Akzisewesen.

  • Der Zuckertimpen


    Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) wurden die Festungsanlagen mit vorgelagerten Schanzen verstärkt, wodurch die mittelalterliche Stadtmauer am Osttor an Bedeutung verlor.
    Bereits 1665 meldete der Bauer Johann Zumloh eingefallene Mauerabschnitte.
    Die ersten Häuser am Zuckertimpen (Nr. 10 von 1662 und Nr. 4 von 1663) belegen diesen Verfall.
    Während Haus Nr. 4 die Stadtmauer als Rückwand nutzte, wurde Haus Nr. 10 vollständig in Fachwerkbauweise errichtet.

  • Die ehemalige Stadtbefestigung


    Hinter dem Klostergarten ist ein Teil der mittelalterlichen Stadtmauer erhalten.
    Der Graben stammt hingegen aus der Festungszeit des 17. Jahrhunderts.
    Die Promenade entstand zeitgleich mit den Torschreiberhäusern in den 1820er Jahren, als fast alle Mauern bereits abgetragen waren.
    Zur Kontrolle des Warenverkehrs wurden die Wallanlagen und die wasserführenden Stadtgräben dennoch erhalten.

  • Die Emsbadeanstalt


    1886 wurde hier eine Badeanstalt errichtet, zunächst als Holzhaus auf schwimmenden Fässern mit getrennten Badezeiten für Jungen und Mädchen.
    1925 ersetzte eine großzügige Anlage mit Nichtschwimmerbecken, Sprungbrettern, Turnwiese und Umkleidekabinen die Floßbadeanstalt.
    1929 galt der an dieser Stelle geflutete Stadtgraben als „ziemlich zugefallen“.
    1959 entstand auf der gegenüberliegenden Uferseite der Ems ein modernes Freibad, dessen Bauten inzwischen in die Denkmalliste der Stadt Warendorf eingetragen wurden.

  • Der Bentheimer Turm


    Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung aus dem 13. Jahrhundert sowie den Bastionen und Vorwerken des 16./17. Jahrhunderts ist wenig erhalten.
    Das markanteste Relikt ist der Bentheimer Turm, erkennbar an vergitterten Fensteröffnungen und Schießscharten.
    1907 erhielt der ehemalige Aussichtsturm ein Dach.
    Nach einem Brand 1945 wurde das Gebäude erneut instand gesetzt.

  • Der „Judenwall“


    Hinter der Gartenmauer sind noch einige Grabsteine des jüdischen Friedhofs („Judenwall“) erhalten, der zwischen 1773 und 1823 genutzt wurde.
    Hier liegt unter anderem der Fürstbischöfliche Landrabbiner Michael Meyer Breslau (†1789) begraben.
    Die geplante Promenade entlang der Ems musste 1821 wegen einer Klage der jüdischen Gemeinde abgebrochen werden, da der Begräbnisplatz „ewige Ruhe“ verlangte.

  • Das Kloster und das Armenhaus


    1628 rief der Münsterische Bischof Ferdinand von Bayern die Franziskaner nach Warendorf, um den katholischen Glauben nach der Reformation zu festigen.
    Nach ersten Jahren in Privatwohnungen zogen sie 1631 in die Burg Bentheim.
    1640 übernahmen sie das Anwesen und errichteten stattdessen Kirche (1652–1673) und Konventgebäude (bis 1709).
    An dieser Stelle stand zuvor das 1706 gestiftete „Bentheimer Armenhaus“ (Idastift), das 1969 abgerissen wurde.

  • Die Gerberei


    Verschiedene Handwerksbetriebe lagen unmittelbar am Wasser. Auf der hinteren Parzelle des heutigen Schulhauses von 1907 befand zuvor sich eine Lohgerberei.

    Hier wurden Tierhäute mit Eichenrinde („Lohe“) gegerbt und durch Wasserzugabe haltbar gemacht.

    Nach der Gerbung trockneten die Häute auf den zugigen Dachböden.

    Die typischen Lüftungsschlitze machen ehemalige Gerberhäuser bis heute erkennbar.

  • Gärten an der Ems


    Früher gehörten zu den Häusern an der Klosterstraße Gärten mit Blick auf die Ems. Beim Gasthof Cordes gab es einen Biergarten und einen Bootssteg. Neben einer romantischen Kahnfahrt war die Ems auch für Flusswanderer mit Kanus und für Wettrennen geeignet. 1889 benötigten drei Warendorfer für die 25 km lange Strecke nach Telgte dreieinhalb Stunden.
    Aus der Gastwirtschaft mit eigener Altbierbrauerei ist das Kino „Scala“ entstanden.

    Auch hinter dem Stadtpalais Klosterstraße 7 von 1812/15 befindet sich ein großzügig angelegter Garten mit Anlegestelle. Der Garten steht heute als Gartendenkmal unter Schutz und zeugt mit seiner historischen Gestaltung von der einstigen Bedeutung bürgerlicher Gartenkultur entlang der Ems.

  • Die Weberei


    Wo früher verwaiste Kinder betreut wurden, ratterten ab 1855 mechanische Webstühle.
    Das linke Backsteingebäude entstand nach einem Brand von 1869. Der rechte Zwillingsbau ist etwa 20 Jahre jünger. Sie sind Symbol für die Anfänge der Industrialisierung in Warendorf. Die Pioniere hießen Hermann Josef Brinkhaus und Eduard Wiemann.

    Das gemeinsame Unternehmen löste sich 1879 auf. Brinkhaus baute seine Fabrik am gegenüberliegenden Ufer, während Wiemann seinen Verwandten Christoph Bispinck zum Partner machte. 1898 erfolgte der Umzug von der Kirchstraße zur Bleichstraße. In den erhaltenen Fabrikgebäuden wurde Anfang des 20. Jahrhunderts ein Kindergarten und eine Nähschule eingerichtet.

  • Grenzstein 


    In der vorpreußischen Zeit bis 1802 kamen die Bischöfe von Münster in doppelter Funktion nach Warendorf – als geistliche Würdenträger und weltliche Landesherren. Ein sichtbares Zeichen dieser Macht setzte Clemens August, Herzog von Bayern und Kurfürst von Köln, im Jahr 1732: Er ließ 13 Grenzsteine errichten, die sein rund 40 km² großes Jagdgebiet – die sogenannte „Sassenberger Hasenkammer“ – umgrenzten.

    Die Vorderseite der Steine zeigt ein verziertes Wappenschild mit den ineinander verschlungenen Buchstaben C, A und E (Clemens August Episcopus). Schwert und Bischofsstab symbolisieren die vereinte weltliche und geistliche Macht, die Krone den kurfürstlichen Rang. Unter dem Schild steht die Inschrift „Privatives Geheeg“. Auf der Rückseite verweist die Inschrift „Hier schnadet der Emsstrom“ auf die Grenze zur Warendorfer Emsseite und markiert den Beginn des fürstbischöflichen Jagdrechts.

    Von den ursprünglich 13 Schnatsteinen haben sich auf Warendorfer Stadtgebiet zwei erhalten. Sie markieren keine Orts-, sondern Jagdgrenzen – und wurden von den Sassenberger Beamten einst demonstrativ und zum Ärger der Warendorfer Bürgerschaft gesetzt.