Luftaufnahme der Warendorfer Altstadt

Europagespräch mit Norbert Lammert und Janusz Reiter

„Wege in die Zukunft: Deutschland, Polen und das Europa von morgen“

Zum Einstieg ging es um die wechselvolle Rolle Polens in Europa seit dem 18. Jahrhundert, bis zum Fall des eisernen Vorhangs, durch den Europa in der Zeit des kalten Krieges geteilt war. Noch heute löse das ambivalente Verhältnis zu Deutschland in Polen Kontroversen aus. 

Norbert Lammert blickte auf das Selbstverständnis vieler Europäer, in deren Wahrnehmung Europa noch heute das Zentrum der Welt sei. Um mit dieser Illusion aufzuräumen empfahl der ehemalige Bundestagspräsident einen „Blick auf die Größenordnung“. Mit unter 7 Prozent Anteil an der Weltbevölkerung habe kein einziges europäisches Land ein hinreichendes Eigengewicht, um auf die „Geschäftsordnung“ einer Welt mit 8 Milliarden Menschen erfolgversprechend Einfluss zu nehmen. Damit werde deutlich, dass die Länder Europas im 21. Jahrhundert vor der Wahl stünden, entweder eine gemeinsame oder überhaupt keine Rolle zu spielen. Lammert unterstrich seinen Appell für europäische Eigenverantwortlichkeit mit Blick auf die neue Rolle der USA: Der „Welpenschutz“ sei aufgekündigt.

Reiter ordnete die Rolle der Vereinigten Staaten unter Trump als machtpolitische Orientierung, ohne den bisher geltenden westlichen Wertekonsens ein. Es bleibe aber die Hoffnung, dass die USA auch unter machtpolitischen Aspekten einen Nutzen in funktionierenden transatlantischen Beziehungen erkennen würden.

Mit Blick auf die Ukraine betonte Reiter, dass anders als noch vor 10 Jahren, die Zugehörigkeit der Ukraine zu Europa heute nicht mehr infrage gestellt werde. Sowohl Norbert Lammert als auch Janusz Reiter halten einen Sieg Russlands in der Ukraine für nicht wahrscheinlich, fürchten aber eine „blutende Ostgrenze“, die nicht nur Polen betreffe, sondern ganz Europa erschüttern könne. In diesem Sinne sei die weitere Unterstützung der Ukraine wichtig, um einer Destabilisierung Europas entgegenzuwirken.


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