Zur Navigation
Service-Navigation
DeutschFranzösischEnglischNiederländisch
Kategorie: Rathaus, 24.02.2015,

Nachruf auf Dr. h.c. Heinrich Windelen

Warendorfs Ehrenbürger und Bundesminister a.D., Dr. h.c. Heinrich Windelen, ist verstorben. Die Trauerrede von Bürgermeister Jochen Walter zum Requiem am 21.02.2015 wird nachfolgend veröffentlicht.


Bürgermeister Jochen Walter hält die Trauerrede. Foto: Die Glocke

Sehr geehrte Familie Windelen,

sehr geehrter Herr Bundestagspräsident Dr. Lammert,

liebe Trauergemeinde,

 

die Stadt Warendorf trauert um ihren Ehrenbürger Bundesminister a.D. Dr. h.c. Heinrich Windelen. Wir nehmen heute Abschied von ihm in Respekt vor seiner überaus bedeutenden Lebensleistung und in Dankbarkeit für seinen unermüdlichen Einsatz für diesen Staat und die Menschen, die ihn bilden, und auch für diese Stadt, die ihm zur zweiten Heimat wurde. Als Bürgermeister übermittle ich seiner Familie, seinen Freunden und seinen Wegbegleitern das tief empfundene Mitgefühl des Rates und der Verwaltung der Stadt Warendorf.

Heinrich Windelen kam nach Kriegsende im Jahre 1945 nach Warendorf, wo auch schon sechs seiner sieben Schwestern Asyl gefunden hatten. Verwundung und Kriegsgefangenschaft lagen hinter ihm und auch die Vertreibung aus seiner schlesischen Heimat. Sein vor dem Krieg begonnenes Studium der Physik und Chemie hatte er nicht abschließen können, da er schon 1941 zur Wehrmacht eingezogen wurde. Zielstrebig verfolgte er nach Ankunft in Warendorf den Aufbau seiner bürgerlichen Existenz. Schon 1945 begann er mit einer kaufmännischen Ausbildung und gründete 1949 mit seinem Vater eine eigene Handels- und Versandfirma. Eine solche private Aufbauleistung nach traumatischen Erfahrungen und unter schwierigsten Nachkriegsbedingungen sollte eigentlich alle vorhandenen Kraftreserven beanspruchen. Nicht so bei Heinrich Windelen.

Von der ersten Stunde an galten sein Interesse und seine Hingabe den politischen Debatten über den besten Weg für das befreite Deutschland. Überliefert ist ein heftiges Wortgefecht mit einem dem Kommunismus zugeneigten Bürger im Warendorfer Kolpinghaus. Daraufhin wurde Heinrich Windelen gebeten, Mitglied der CDU zu werden. Seit 1946 ist Heinrichen Windelen CDU-Mitglied. 1947 wurde er Mitglied des Kreistags und 1948 Stadtverordneter in Warendorf.

Sich diese Geschehnisse vor Augen zu führen, ist mehr als ein biografischer Rückblick. Vielleicht sind sie der Schlüssel zum Verständnis für Beharrlichkeit, Zielstrebigkeit und Leidenschaft, mit denen Heinrich Windelen seinen Weg als Politiker gegangen ist. Erkennbar wird das Feuer, dass unauslöschlich in ihn brannte: Sein innerer Antrieb, sich in die Entstehung des neuen Staates einzubringen und ihn nach seinen Wertsetzungen und Idealen mitzugestalten.

Bis 1964 gehörte Heinrich Windelen dem Rat der Stadt Warendorf an. In dieser Zeit hat er wichtige Kapitel der Nachkriegsgeschichte unserer Stadt maßgeblich mitgeschrieben. Die Spuren, die er als Kommunalpolitiker hinterließ, sind Schulen, Sportstätten und Freizeiteinrichtungen aber eben auch die Botschaft an die Bürger, dass Menschlichkeit, Zielstrebigkeit und Verlässlichkeit in der Kommunalpolitik ihren Platz haben. Hier in der Kommune liegen die Wurzeln seiner politischen Kraft und für die Arbeit in Partei und Staat.

Mit dem Eintritt in den Deutschen Bundestag im Jahre 1957 begann die bundespolitische Karriere von Heinrich Windelen. Seine kommunalpolitischen Bindungen haben sich dadurch nicht nennenswert gelockert. Sieben Jahre lang verband er sein Bundestagsmandat mit der Mitgliedschaft im Rat der Stadt Warendorf. Als Bundestagsabgeordneter hat er mehr als 30 Jahre stets in vorbildlicher Weise Engagement und Verantwortung für seinen Wahlkreis gezeigt und gelebt. Die Stadt Warendorf hat davon nachhaltig profitiert. Unvergessen bleibt sein Einsatz für die Ansiedlung des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei und der Sportschule der Bundeswehr. Unvergessen auch sein Einsatz auf Kreisebene z.B. für den Erhalt der Bahnstrecke Münster-Rheda und die Zeche Westfalen in Ahlen. Alle Bürgermeister im Kreis Warendorf haben mir gestern im Rahmen der Bürgermeisterkonferenz ihren herzlichen Wunsch mit auf dem Weg gegeben, ihre Wertschätzung und ihre Anerkennung der kommunalpolitischen Leistung von Heinrich Windelen hier und heute in Dankbarkeit und tiefer Trauer zum Ausdruck zu bringen.

Die bedeutungsvolle bundespolitische Karriere von Heinrich Windelen ist gekennzeichnet durch die Übernahme wichtiger Ämter auf Regierungsebene, in der Christlich-Demokratischen-Union, in der CDU-Bundestagsfraktion und im Bundestag. Der Schlesier aus Westfalen hat dabei Politik immer als Dienst und nicht als Geschäft verstanden. Durch seinen konsequenten Einsatz für seine politischen Überzeugungen sind ihm Achtung und Wertschätzung zu Teil geworden. Viele hohe Auszeichnungen wie das große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband geben davon Zeugnis.

1991 wurde Heinrich Windelen zum Ehrenbürger der Stadt Warendorf ernannt. Die Stadt ehrt damit einen Bürger, der sich als Politiker in herausragender Weise um unser Gemeinwesen und unseren Staat verdient gemacht hat. Einen Politiker, der uns lehrte, dass Prinzipien und Überzeugung Tragkraft entfalten können, wenn sie sich mit Menschlichkeit verbinden. Mit dem Tod des Geehrten wird die Ehrenbürgerschaft nun Teil unserer Geschichte. An Wert und Würde verliert sie dadurch nicht. Rat und Verwaltung werden unserem Ehrenbürger Heinrich Windelen in Dankbarkeit und in hoher Anerkennung stets ein ehrendes Gedenken bewahren.

Kontakt

Peter Horstmann

Peter Horstmann
Bürgermeister
E-Mail
Tel.: 02581 54-1000