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Sonderausstellung: »Vergessen Sie uns nicht«.

Datum/Zeit: Samstag, 20.10.2018 bis Sonntag, 24.03.2019
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Kategorien:

Kernstadt, Museum, Bildung, Ausstellung, Kunst, Kultur & Musik

Veranstaltungsort:

Ortsteil: Kernstadt

Westpreußisches Landesmuseum
Klosterstraße 21
48231 Warendorf
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Telefon: 02581 927 77-0
Fax: 02581 927 77-14
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Veranstalter:

Westpreußisches Landesmuseum
Klosterstraße 21
48231 Warendorf
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Fax: 02581 947 77-14
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Weitere Informationen:

Das Westpreußische Landesmuseum wird gefördert durch:

Die Beauftrage der Bundesregierung für Kultur und Medien, LWL, mit Mitteln des Ministerium für Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW und der Stadt Warendorf


Beschreibung

Sonderausstellung: »Vergessen Sie uns nicht«.

Julie Wolfthorn (1864 – 1944); Bildnisstudie blauer Hut, Öl auf Leinwand, o. J.; ©Privat

»Vergessen Sie uns nicht«. Die Malerin Julie Wolfthorn (Thorn 1864–1944 Theresienstadt)

Sonderausstellung des Westpreußischen Landesmuseums

20. Oktober 2018 bis 24. März 2019

Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts beschäftigt sich die Kunstgeschichte mit der Erforschung der »vergessenen« Künstlerinnen der Moderne, zu denen auch zahlreiche jüdische Malerinnen zählen. Diese hatten es sowohl als Frauen als auch aufgrund ihrer religiösen Zugehörigkeit vielfach schwer, sich ihren verdienten Platz in der Kunstgeschichte zu erobern.
Für die aus einer assimilierten bürgerlichen Familie jüdischen Glaubens stammende Malerin und Grafikerin Julie Wolfthorn war das Judentum für die meiste Zeit ihres Lebens nicht von Bedeutung. Dies änderte sich mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten, nach der alle Künstlerinnen und Künstler jüdischer Herkunft von den 1935 verabschiedeten »Nürnberger Rassegesetzen« betroffen waren.
Viele dieser Künstlerinnen und Künstler hatten erfolgversprechende Karrieren vor sich oder bereits einen wichtigen Beitrag zur Kunst geleistet, als sie zunächst Ausgrenzungen erfuhren und schließlich im Holocaust vertrieben, deportiert oder ermordet wurden. Diese physische Auslöschung ging einher mit dem Raub und der Zerstörung ihrer Werke und deren Entfernung aus den Museen und öffentlichen Sammlungen. Julie Wolfthorn, deren Leben und Werk mit dieser Ausstellung gewürdigt werden soll, zählt zu diesen vergessenen Künstlerinnen.
Julie Wolf – so der Geburtsname – wurde 1864 im westpreußischen Thorn, dem heutigen Toruń geboren. Etwa 1890 begann sie mit einer künstlerischen Ausbildung in Berlin und München und setzte ihr Studium dann in Paris fort. Bereits während der Ausbildung unternahm Julie Wolfthorn Studienreisen und arbeitete unter anderem in den Künstlerkolonien Dachau und Worpswede. In den späten 1890er Jahren kamen Aufenthalte in der französischen Künstlerkolonie Grez-sur-Loing hinzu. Weitere Reisen führten sie nach Italien und Belgien, in die Schweiz und die Niederlande.
Es gelang Julie Wolfthorn, sich gegen alle Widerstände erfolgreich als Malerin in Berlin zu etablieren. Es war eine Zeit künstlerischer und gesellschaftlicher Umbrüche. Eine Zeit, in der Frauen begannen, die konservativen Rollenzuweisungen in Frage zu stellen und gleichzeitig die absurden Vorurteile zeitgenössischer Kunstkritik gegenüber weiblicher Kreativität zu widerlegen. Julie Wolfthorn war Teil eines Netzwerkes künstlerisch und gesellschaftlich aktiver Frauen. Durch ihr unermüdliches Engagement trug die Malerin schließlich auch zur Anerkennung der professionellen Kunstausübung von Frauen bei. So zählte sie als eine von vier Frauen zu den 65 Gründungsmitgliedern der »Berliner Secession«, jener fortschrittlichen Künstlergruppe, die sich 1898 unter dem Vorsitz von Max Liebermann von der konventionellen akademischen Kunst abspaltete. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit setzte sich die Malerin vehement für die Zulassung von Frauen zum Studium an den öffentlichen Kunstakademien ein. Sie war Mitglied in verschiedenen Frauenkunst- bzw. -kulturvereinen und gründete unter anderem gemeinsam mit Käthe Kollwitz 1906 die Ausstellungsgemeinschaft »Verbindung Bildender Künstlerinnen Berlin-München«, die sich der Förderung von Frauen in der Kunst widmete.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde Julie Wolfthorn aufgrund ihrer jüdischen Herkunft aus nahezu allen Vereinigungen ausgeschlossen, erhielt Publikationsverbot und durfte nur noch im Rahmen des »Jüdischen Kulturbundes« und anderer jüdischer Institutionen ausstellen. Für die Künstlerin wurde es fast unmöglich, Aufträge zu erhalten. Ihre Bemühungen um ein Visum für eine Ausreise in die USA scheiterten.
1942, einige Tage vor ihrer Deportation in das Konzentrationslager Theresienstadt, schrieb sie an den Freund Carl Eeg: »Heute sende ich Ihnen den letzten Gruß. Wir warten hier auf d. Abtransport nach Theresienst. u. sind beinah zufrieden, endlich d. Ungewissheit los zu sein. Vergessen Sie uns nicht.« (Postkarte vom 17.10.1942).

Am 28. Oktober 1942 wurde Julie Wolfthorn mit dem Transport I/72 von Berlin nach Theresienstadt gebracht. Sie überlebte zwei Jahre in Haft und starb krank und entkräftet aufgrund der Mangelernährung und der unzureichenden gesundheitlichen und hygienischen Bedingungen am 29. Dezember 1944. Julie Wolfthorn zählt zu den rund 35000 Menschen, die in Theresienstadt ermordet wurden.

Das Westpreußische Landesmuseum präsentiert anlässlich des 75. Todestages eine Übersicht über das Œuvre der Künstlerin. Gezeigt werden Porträts, Landschaften, Stillleben, grafische Arbeiten und biografische Dokumente aus Privatbesitz.

Kooperationspartner bei dieser Ausstellung sind Dr. Heike Carstensen, der Arbeitskreis »Jüdisches Leben in Warendorf« der Altstadtfreunde Warendorf e.V. und die Volkshochschule Warendorf.

 

 

Downloads

Flyer_Wolfthorn_01.pdf