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Kategorie: Bildung & Soziales, Pressemitteilung, 10.08.2017,

Ein Lebenskreis hat sich geschlossen – Elinor Kuban verstorben

Für viele Warendorfer gehörte sie über viele Jahre zum selbstverständlichen Bild des Heimathauses und späteren Stadtmuseums im Historischen Rathaus, Elinor Kuban. Am 5. August ist sie in Herzogenrath mit 95 Jahren verstorben.


Elinor Kuban 1922-2017

Sie wurde 1922 in Ratibor in Oberschlesien geboren. Nach einer Ausbildung zur Kauffrau und ihrer Einberufung zur Wehrmacht musste sie kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges fliehen, als die russische Armee näher rückte. Auch ihre Eltern und ihre Schwester traten die Flucht an. Da zu der Zeit eine Kontaktaufnahme unmöglich war, verlor sie die Familie aus den Augen. In den folgenden Monaten wohnte sie bei der Großmutter in Gnadenfrei in der Nähe von Reichenbach im Eulengebirge. Hier wurde sie zwangsverpflichtet, nachts für die russische und polnische Besatzungsmacht in einer Näherei zu arbeiten. Im April 1946 mussten sie und ihre Großmutter wie andere Deutsche auch ihre Heimat endgültig verlassen.

In einem Viehwagen ging die Reise per Bahn in den Westen, ohne ihr Ziel zu kennen. Endstation für Elinor Kuban und ihre Großmutter war Warendorf. Hier wurden beide zunächst auf einem Bauernhof in Hoetmar untergebracht. Schon hier, das wurde aus vielen Gesprächen mit Elinor Kuban deutlich, zeichnete sich ein Charakterzug dieser starken Frau ab, der ihr Leben prägte: nicht wehmütig zurück schauen, sondern zuversichtlich und mit Freude nach vorn. Von Hoetmar ging es bald nach Warendorf, wo sie ihren späteren Mann Günther Kuban, einen Heimatvertriebenen aus Breslau, kennengelernt hatte. Mit ihm gründete sie eine Familie, wohnte zunächst an der Tönneburg und später für viele Jahre an der Dr.-Leve-Straße. Beruflich durchlief sie neben der Sorge um ihre Familie viele Stationen. Als Näherin arbeitete sie bei der Firma Schnepfe und als Verkäuferin im Textileinzelhandel. Auch als Betreiberin des Kiosks am Freibad dürfte sie vielen Warendorfern vielleicht in Erinnerung sein; über einige Jahre versorgte sie hungrige Wasserratten mit Pommes-frites, Süßem und Getränken.

1976 führte sie der berufliche Weg mit der kommunalen Neugliederung und der Eröffnung des damaligen Heimathauses zur Stadt Warendorf. Seither betreute sie bei unzähligen Ausstellungen Besucher und Künstler, eine Aufgabe, die sie bis ins hohe Alter mit großer Begeisterung für die Kunst und alles Schöne wahrnahm. Sie liebte, wie sie es immer sagte, den Umgang mit jungen oder jüngeren Menschen. Das hielt sie selbst frisch und jung. In diesem Sinne war sie Vorbild für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Warendorf, die beruflich mit ihr zu tun hatten. Als sie im Juni 2014 auf eigenen Wunsch ihre Tätigkeit als Museumsaufsicht aufgab, war sie stolz darauf, in der Geschichte der Stadt Warendorf nach 38 Dienstjahren und 93 Lebensjahren wohl die älteste Mitarbeiterin der Stadt gewesen zu sein.

Bis 2016 lebte sie noch an der Dr.-Leve-Straße in Warendorf und zog dann krankheitsbedingt in ein Seniorenheim nach Herzogenrath in die Nähe ihres Sohnes. Ihre Freundlichkeit, Heiterkeit und Zufriedenheit nahm sie mit, sie begleiteten Elinor Kuban auch in diesem letzten Jahr ihres langen Lebens. Am 5. August 2017 ist sie sanft und friedlich entschlafen. Ein Lebenskreis hat sich geschlossen. Elinor Kuban wird allen, die sie kannten immer in liebevoller Erinnerung bleiben. Möge sie ruhen in Frieden.