Zur Navigation
Service-Navigation
DeutschFranzösischEnglischNiederländisch

Jubiläum 125 Jahre Bahnstrecke Münster - Warendorf - Rheda-Wiedenbrück


Bahnhofsgelände in Warendorf

Bahngleise in Richtung Beelen

Bahngleise in Richtung Telgte

Abfahrt des "Warendorfers"

Warendorf. Dieses Jahr am 25. Juni 2012 feiert der Streckenabschnitt Warendorf-Beelen-Rheda-Lippstadt sein 125jähriges Jubiläum. Ein besonderer Anlass um an die Entstehung und die zurückliegende Zeit mit vielen historischen Ereignissen dieses Streckenabschnitts zu erinnern.

Bereits am 12. November 1881 traf man sich in Warendorf mit Vertretern aus Münster, Telgte, Rheda, Beelen, Clarholz und Herzebrock und fasste den einstimmigen Beschluss „dass die Herstellung einer normalspurigen Eisenbahn zwischen den Städten Münster und Rheda über Telgte, Warendorf, Beelen, Herzebrock allerseits als den berechtigten Interessen der berührten Gemeinden entsprechend und zur Hebung des Verkehrs dringend wünschenswert zu erachten sei, und dass an seine Exzellenz, den Herrn Verkehrsminister zu Berlin, eine Petition um Herstellung jener Eisenbahn durch den Staat gerichtet werden soll.“

Am 8. Februar 1887 war es dann soweit, zum ersten Mal fuhr der Pengel-Anton mit einer Geschwindigkeit von 20 Stundenkilometern über die Strecke Münster- Warendorf. Die Weiterfahrt bis Rheda war ab dem 24. Mai 1887 möglich. Der neoklassizistische erste Bahnhof der Stadt Warendorf befand sich in der Zeit von 1887 bis 1902 zwischen Wallpromenade und Brede. Das Gebäude blieb bis heute erhalten und wird derzeit mit großem Aufwand durch einen Investor wieder hergerichtet. Der Bau der Strecke Neubeckum-Warendorf machte die Verlegung des Bahnhofs im Jahre 1902 von der Wallpromenade zum heutigen Standort notwendig. 1995 wurde das Bahnhofsgebäude am August-Wessing- Damm durch einen Brand zerstört und zehn Monate später abgerissen. Die Bahn AG begründete ihre Entscheidung gegen einen Wiederaufbau mit fehlender wirtschaftlicher Perspektive. Die Stadt Warendorf nutzte die Zerstörung, um eine Umgestaltung des gesamten Bahnhofumfeldes zu verwirklichen. Die Maßnahmen wurden durch Mittel des Landes NRW aus mehreren „Töpfen“ gefördert. Dabei wurden sämtliche Verkehrsanlagen neu überplant.

Auch gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Diskussionen über die Pläne der Bundesbahn den Streckenabschnitt stillzulegen. So wollte Anfang der 1980er Jahre die Deutsche Bahn die Strecke wegen Unwirtschaftlichkeit abschnittsweise stilllegen. Dies konnte jedoch durch ein parteien- und kommunalübergreifendes Bündnis unter großem Engagement von Bundesminister Heinrich Windelen abgewendet werden. Buslinien, die seit den 1920er Jahren in Konkurrenz zur Bahn vorangetrieben wurden, insbesondere die Buslinie, die in den 1950er Jahren parallel zur Bahnschiene zwischen Münster-Warendorf-Rheda und Lippstadt-Bielefeld aufgenommen wurde, sorgten dafür, dass Haltepunkte der Bahn, die vornehmlich dem Berufsverkehr dienten, an Bedeutung verloren haben. Der Güterverkehr ist auf der Gesamtstrecke mit dem Entzug der Abfertigungsbefugnis für den Stückgutversand bereits am 9. Oktober 1975 zum erliegen gekommen. Es waren früher bevorzugt landwirtschaftliche Produkte, Düngemittel und Brennstoffe, die transportiert wurden und weniger Industriegüter. Gerade auch der Wegfall der Landmaschinenfabriken Hagedorn und Petermann machten sich für die Auslastung der Bahnstrecke schmerzlich bemerkbar.Charakteristisch für die Bahnstrecke ist bis heute die Vielzahl von unbeschrankten niveaugleichen Bahnübergängen, die seit der Streckeneröffnung Ursache für zahlreiche Unfälle sind. Die vielen unbeschrankten Bahnübergänge sind auch der Grund für die geringe Maximalgeschwindigkeit auf dieser Strecke. Dem wurde in den letzten 20 Jahren jedoch durch die Aufhebung zahlreicher ungesicherter Bahnübergänge entgegengewirkt.

Mit der Bahnreform vom 1. Januar 1996 wurde durch die Regionalisierung der Wechsel der Zuständigkeiten für den schienengebundenen Personen- Nahverkehr (SPNV) vom Bund auf die Länder übertragen. Danach wurden in NRW Kommunen und Zweckverbände mit der Bestellung der Verkehrsleistungen beauftragt. Mit dem Wechsel der Zuständigkeiten wurde das Bestellprinzip im SPNV eingeführt. Die Vergabe der Verkehrsleistungen erfolgt seither über Ausschreibungen und nur in Sonderfällen als freihändige Vergabe. Seither setzt sich der SPNV Münsterland mit gutem Erfolg für eine Verbesserung der Infrastruktur sowie eine gute Angebots- und Beförderungsqualität auf der Kursbuchstrecke 406 Münster-Warendorf-Rheda- Wiedenbrück-Bielefeld ein.

Hauptschwerpunkt ist die Sicherung und Schließung von unbeschrankten Bahnübergängen um die Sicherheit auf Schiene und Straße zu erhöhen. Die damit verbundene Fahrzeitverkürzung ist eine erhebliche Attraktivitätssteigerung für alle Fahrgäste. Seit dem 10. Dezember 2006 gibt es den Stundentakt auf dieser Strecke. Ermöglicht wurde dies durch den Ausbau der Strecken zwischen Warendorf und Beelen. Ein enorm wichtiger Schritt für Warendorf, da die Verbindung gerade im Schülertransport von wesentlicher Bedeutung ist.

Nach der im vergangenen Jahr eröffneten BÜSTRA-Anlage bei Allendorf, die federführend von der Stadt Warendorf begleitet und umgesetzt wurde, sind dort 3 ungesicherte Übergänge geschlossen worden und eine neue Ampelanlage und Schranken geschaffen worden. Als nächste große und wichtige Maßnahme soll der Haltepunkt Warendorf-Müssingen mit ergänzender BÜSTRA-Anlage verwirklicht werden.

Die Warendorfer Bahn ist heute eine eingleisige Nebenbahn von Münster über Warendorf nach Rheda-Wiedenbrück mit Durchbindung nach Bielefeld und Altenbeken. Sie ist damit ein Teilstück der ehemaligen Bahnstrecke Münster- Rheda-Lippstadt. Die Strecke ist heute Bestandteil des DB-Regionalnetzes Münster-Ostwestfalen mit Sitz in Münster. Die Züge auf der Teilstrecke von Warendorf nach Rheda und ganz besonders in Richtung Münster werden gerade in den letzten Jahren stärker frequentiert. Volle Züge von Münster bis Warendorf sind keine Seltenheit. Zunehmend an Bedeutung gewinnt die Strecke auch durch den Tourismus, hier insbesondere die steigende Zahl und der Boom der Radtouristen. Der Bahnhof in Warendorf ist dabei ein zentraler und moderner Verknüpfungspunkt für den öffentlichen Personenverkehr. Der bequeme Umstieg von PKW oder Rad auf die Bahn, Bus oder Taxi und umgekehrt ist hier an zentraler Stelle gegeben. Schmerzlich vermisst wird allerdings noch ein funktionsgerechtes Bahnhofsgebäude. Gute Verbindungen bis zum naheliegenden International Airport (FMO) machen diesen Standort aber auch für die Wirtschaft und den Handel in unserer Region interessant. So ist Warendorf auch für die umliegenden Gemeinden ein gutes Versorgungs- und Mittelzentrum.

Es bleibt zu wünschen, dass auch weiterhin an der Attraktivität der Strecke gearbeitet wird. Ideen und Vorschläge, den Fahrgästen eine komfortable Anreise zu bieten und so den Umstieg vom Auto auf die Bahn zu fördern sind hier in der Zukunft von besonderer Bedeutung. Aktuell sind nach Auskunft des SPNV-Zweckverbandes Münsterland täglich 6200 Zugreisende auf der Strecke zwischen Bielefeld und Münster unterwegs. Ziele wie die Streckenbeschleunigung, Rückbau weiterer Bahnübergänge und eine verbesserte Taktung der Verbindungen werden dazu beitragen, öfter mal auf das Statussymbol Auto zu verzichten. Klimaschutz bleibt aktuell, auch in den nächsten 125 Jahren.