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Kategorie: Stadtportrait, Pressemitteilung, Rathaus, 15.12.2012,

Ehrenringträgerin Eugenie Haunhorst feiert ihren 100. Geburtstag


Eugenie Haunhorst trägt sich anlässlich ihres 100. Geburtstages in das Goldene Buch der Stadt Warendorf ein / Foto: WN - C. Lowinski

Warendorf. Am 14.Dezember 1912, also heute vor 100 Jahren wurde Eugenie Haunhorst als Tochter von Eugenie und Eduard Göcke in Warendorf geboren. Wenige Tage später wurde sie in der Marienkirche, die im gleichen Jahr neu erbaut wurde getauft. Als drittes von insgesamt fünf Kindern wuchs sie in Warendorf aus, besuchte hier die Schule und ergriff den Beruf der Lehrerin wie auch ihr Vater, der Lehrer an der Münsterwallschule war.

Als junge Frau zog es Eugenie Haushorst für eine kurze Zeit fort von Warendorf. Sie heiratete Josef Haunhorst und lebte mit ihm und Ihren beiden Töchtern Mechtild (Wolff) und Annegret in Münster. Josef Haunhorst wurde wie viele Männer im Zweiten Weltkrieg eingezogen, kehrte nach dem Krieg krank zu seiner Familie zurück und starb schon sehr früh sechs Wochen nach Kriegsende 1945. Fortan war die Jubilarin wie viele andere Kriegerwitwen auch, für die Familie allein verantwortlich. Und schon hier kristallisierte sich ein wohl für Sie bezeichnender Charakterzug heraus. Sie blickte nicht leidvoll zurück, gedrückt vom persönlichen Schicksal, sondern hoffnungsfroh nach Vorn, voller Energie, Geradlinigkeit und Verantwortung für Ihre beiden Kinder. Als allein erziehende Mutter führte sie Ihr Weg mit ihren beiden Töchtern aus dem zerbombten Münster wieder zurück in Ihre von Bombenangriffen verschonte Heimatstadt Warendorf.

Ihre Mühen, Ihr Engagement und Ihre Sorgen galt nicht nur Ihrer Familie, nein Sie hatte auch immer ein waches Auge für die Bedürfnisse und Nöte der Warendorfer Bevölkerung.

So wurde Sie 1956 folgerichtig vom katholischen Frauenbund für die Nachfolge der CDU-Ratspolitikerin Elisabeth Schwerbrock vorgeschlagen, die bis dahin einzige Frau in der von Männern dominierten Fraktion war. Sie wurde gewählt, ohne zu wissen, was genau auf Sie zukam, wie Sie es einmal in einem Zeitungsinterview betont hatte. Die ihr eigene Geradlinigkeit, Beharrlichkeit und Konsequenz standen geradezu vorbildlich für den Erfolg ihres gesellschaftlichen Engagements. Es gab zum Ende ihres langjährigen politischen Mandats Stimmen, die behaupteten dass gerade in der Nachkriegszeit Sie in den zahlreichen Debatten sinnbildlich oft der einzige Mann in den politischen Gremien der Stadt gewesen sei.

Waren zum Beginn der politischen Laufbahn noch die frauenrelevanten Themen Schule, Jugend, Kultur Schwerpunkt des Engagements, dehnte sie gleich eine Wahlperiode später ihre politische Tätigkeit auf die Kerngebiete der politischen Agitation in Warendorf aus. Sie war viele Jahre engagiertes Mitglied im Rat, im Hauptausschuss, im Bauausschuss, im Grundstücks- und Vergabeausschuss, im Industrie-, Gewerbe- und Verkehrsausschuss. Daneben galt ihr Engagement den politischen Themen im Jugendausschuss, Kulturausschuss, Schulausschuss und Wahlprüfungsausschuss. Als uneingeschränkte Wertschätzung ihres politischen Engagements darf sicherlich gewertet werden, dass Eugenie Haunhorst von 1964 bis Ende 1969 als zweite stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Warendorf tätig war.

Schon früh gehörte Eugenie Haunhorst zu den Kämpferinnen für den Erhalt der historischen Altstadt als politisch diskutiert wurde, die Stadt Warendorf verkehrlich durch eine mehrspurige Innenstadtstraße zu erschließen. Im Heimatverein und den sich zu dieser Zeit gegründeten Altstadtfreunden fand sie starke Mitstreiter, die die drohende Katastrophe zu verhindern wussten. Umso schmerzlicher war für die Jubilarin die Erkenntnis, im Kampf gegen den Abriss der Villa Sophia im heutigen Emsseepark gescheitert zu sein. Lediglich die Rettung der vier allegorischen Gartenfiguren der Villa, die heute den Sophiensaal an der Kurzen Kesselstraße zieren, vermochte ihr zu gelingen. In diesem Saal, der ehemaligen Turnhalle des Gymnasium Laurentianum und der Marienschule finden heute die über Warendorf hinaus bekannten Galeriekonzert statt, die ebenso der beharrlichen Initiative von Eugenie Haunhorst zu verdanken sind.

Ihr unermüdlicher Einsatz galt der Bewahrung von Traditionen und der Rettung unwiederbringlichen Kulturgutes. So war es nur folgerichtig, dass den Plänen der kommunalen Neugliederung, die aus Warendorf stammenden Kulturgüter des früheren Kreisheimatmuseums Warendorf nach Liesborn auszulagern auf den unerbittlichen Widerstand der CDU-Politikerin stieß. Ihrem beharrlichen und weitsichtigen Einsatz auch für das kulturelle Leben ihrer Heimatstadt Warendorf ist es zu verdanken, dass die heute das Dezentrale Stadtmuseum nachhaltig prägende Sammlung in Warendorf verblieb und den Grundstock für das 1975 gegründete und 1976 eröffnete Heimathaus Warendorf wurde. Und so war es nur konsequent, dass Eugenie Haunhorst von 1975 bis 1984 den Aufbau und die Leitung des Heimathauses Warendorf übernahm. In Ihrer Amtszeit organisierte sie mehr als 80 Ausstellungen, die zahlreiche Besucher in das Historische Rathaus am Markt zogen. Mit Ihrem unermüdlichen Einsatz legte die Jubilarin die Saat für kulturelles Leben und Geschichtsbewusstsein in Warendorf. Die Früchte gingen während und auch nach Ihrer Amtszeit auf und mündeten unter neuer Leitung in der vielfach überregional anerkannten und ausgezeichneten konzeptionellen Idee des Dezentralen Stadtmuseums Warendorf.

Eine Person wie Eugenie Haunhorst, die sich in so umfassender Weise um das Wohl Ihrer Heimatstadt verdient gemacht hat, musste einfach mit Ehrungen ausgezeichnet werden. Schon 1977 wurde ihr unter anderem wegen der Verdienste um die Begründung der Städtepartnerschaft zwischen Warendorf und Barentin durch den ehemaligen Landrat Predeick der Verdienstorden des Verdienstkreuzes am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Der Heimatverein Warendorf verlieh ihr auf Grund Ihrer herausragenden Verdienste um die Heimatpflege und ihr bürgerschaftlich-kulturelles Bemühen die Wilhelm Zuhorn-Plakette und wählte Sie zum Ehrenmitglied. Im Dezember 1988, nachdem Eugenie Haunhorst die Leitung des Heimathauses in jüngere Hände gegeben hatte, wurde ihr durch den Rat der Stadt Warendorf als hohe Anerkennung um Ihre Verdienste um das Wohl der Stadt der Ehrenring verliehen.

Rat und Verwaltung der Stadt Warendorf sprechen Frau Eugenie Haunhorst zu ihrem 100. Geburtstag die herzlichsten Glückwünsche aus verbunden mit den besten Wünschen für Gesundheit und zufriedene Lebenserfüllung. Die Stadt Warendorf ehrte Eugenie Haunhorst mit einem Geburtstags-Empfang im Historischen Rathaus am Freitag, 14. Dezember.