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Kategorie: Pressemitteilung, Bildung & Soziales, 25.11.2021,

Raus aus der Tabuzone


Melanie Kayser (Warendorfer Frauenhaus), Katharina Schildheuer-Rowe (Frauenberatungsstelle), Bürgermeister Peter Horstmann, Nicole Pellemeyer (Opferschutz Kreispolizeibehörde) und Gleichstellungsbeauftragte Ingeborg Pelster rücken das Thema Gewalt gegen Frauen in den Fokus.

256 Fälle häuslicher Gewalt hat die Kreispolizeibehörde im gesamten Kreis Warendorf im Jahr 2020 registriert. Das ist zwar ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr (2019: 287 Fälle), doch der Schein trügt: das Thema ist präsenter denn je. Die aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamtes für 2020 belegen, dass die Zahl der Fälle von Partnerschaftsgewalt bundesweit um 4,4 Prozent gestiegen ist.  Die Stadt Warendorf, die Frauenberatungsstelle, das Frauenhaus und der Opferschutz der Kreispolizeibehörde informieren zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen zu dem ernsten Thema.

„Für dieses Thema kann man nicht genug Sensibilität haben, dafür kann es nicht genug Öffentlichkeit geben.“ Mit diesen Worten begrüßte Bürgermeister Peter Horstmann die Anwesenden bei der Pressekonferenz anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen. Seit 1999 lenkt der internationale Gedenktag alljährlich am 25. November das öffentliche Interesse auf die Gewalt gegen Frauen und rückt Strategien zur Bekämpfung in den Mittelpunkt. Auch Warendorf setzt ein Zeichen: das Rathaus leuchtet am 25.11. in knalligem Orange.

Zwar seien die Fallzahlen trotz der Corona-Situation in Warendorf rückläufig, doch davon dürfe man sich nicht täuschen lassen: „Woran es gelegen hat, können wir natürlich nicht mit Sicherheit sagen. Vielen Frauen war es wohl während der Corona-Lockdowns schlicht nicht möglich, sich unbemerkt Hilfe zu suchen“, berichtet Melanie Kayser vom Warendorfer Frauenhaus. „Doch bereits vor Corona, in den Jahren 2017 – 2019, hatten wir die höchste Belegung des Frauenhauses seit dessen Gründung“, so Kayser weiter. Seit 1980 ist das Frauenhaus Warendorf eine Zufluchtsstätte für misshandelte Frauen und ihre Kinder, für Frauen, die von psychischer, physischer  und/oder sexualisierter Gewalt betroffen bzw. bedroht sind.

Erst nach Ende der Lockdowns habe der Betrieb auch in der Frauenberatungsstelle wieder Fahrt aufgenommen. „Viele Frauen berichten von Eskalationen während der Lockdowns oder auch während einer Quarantäne-Zeit“, erzählt Katharina Schildheuer-Rowe von der Frauenberatungsstelle. Viele hätten sich in einer Schockstarre befunden und erst nach den ersten Lockerungen wieder die Freiheit erlebt, sich Hilfe und Beratung in der Frauenberatungsstelle zu suchen. So verzeichnet die Frauenberatungsstelle einen jährlichen Anstieg der Beratungsleistungen von 10 Prozent, verstärkt auch im Bereich sexualisierter Gewalt. Insbesondere der Therapie-Notstand mache sich in der Einrichtung bemerkbar: „Früher haben wir unsere Klientinnen zu Psychotherapeuten geschickt – mittlerweile ist es umgekehrt“, so Schildheuer-Rowe. Eine indirekte Auswirkung der Corona-Pandemie auf ihre Arbeit.

„Das Thema Gewalt gegen Frauen ist endlich aus der Tabuzone raus und die Akzeptanz für Frauen, die Opfer physischer oder psychischer Gewalt werden, ist da“, fasst Ingeborg Pelster, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Warendorf, die Entwicklung des Themas zusammen. Nicht zuletzt da viel in der Öffentlichkeit über das Thema gesprochen werde, trauen sich immer mehr Frauen, ihren toxischen Beziehungen zu entfliehen und in ein selbstbestimmtes Leben zu starten.

Um weiterhin ein breites Angebot für betroffene Frauen bieten zu können, wünschen sich die Einrichtungen jedoch personelle Unterstützung. „Die Nachfrage steigt, doch wir können sie häufig nicht mehr bedienen. Uns fehlen Zuschüsse zur Aufstockung der Personalkosten“, so Katharina Schildheuer-Rowe. 

 

Weitere Informationen finden Sie auch auf der Homepage der Frauenberatungsstelle https://www.frauenberatung-warendorf.de/ und des Frauenhauses: https://www.frauenhaus-warendorf.de/verein.htm  
Soforthilfe bietet das Hilfetelefon 08000 116 016, www.hilfetelefon.de